Astrid Lindgren

„Wie die Welt von morgen aussehen wird, hängt in großem Maß von der Einbildungskraft jener ab, die gerade jetzt lesen lernen.“

Bausteine unserer Leseförderung

Als Astrid-Lindgren-Schule, einer Schule, die den Namen einer berühmten Autorin trägt, ist uns die Leseförderung und die Entwicklung einer Lesekultur ein ganz besonderes Anliegen.

 

Lesen können ist eine Schlüsselkompetenz, die zentrale Bedeutung für den schulischen und später auch beruflichen Erfolg hat.

 

Wer über gute Lesekompetenzen verfügt, kann verschiedenste Texte (Zeitungsartikel, Informationen im Internet, Geschichten, mathematische Sachaufgaben, Formulare, usw.) verstehen, nutzen und darüber nachdenken. Damit ist Lesekompetenz also ein ganzes Bündel an Fähigkeiten und Strategien und mehr als nur das reine „laute Vorlesen“.

 

An der Astrid-Lindgren-Schule ist die Förderung der Lesekompetenz Schwerpunkt unterrichtlichen Handelns – und das weit über das Fach Deutsch hinaus.

 

2016 wurde die Astrid-Lindgren-Schule für den Deutschen Lesepreis nominiert. 286 Bewerbungen waren bei der Stiftung Lesen eingegangen und die Astrid-Lindgren-Schule gehörte in der Kategorie „Herausragende Leseförderung an Schulen“ zu den 36 Nominierten. Ein großes Lob für unsere Arbeit!

Die Schüler und Schülerinnen unserer Schule lernen das Lesen überwiegend innerhalb eines systematischen, individualisierten Lese-Schreib-Lehrgangs (u.a. nach Sommer-Stumpenhorst). Die ausgewählten Methoden bieten in besonderem Maße die Möglichkeit, vom ersten Schultag an einen offenen, selbstgesteuerten Unterricht aufzubauen.

 

Die Schüler lernen, Laute in Wörtern zu hören, alle gehörten Laute aufzuschreiben und aus Lauten Wörter „zusammenzuschleifen“ und so erste Wörter zu erlesen.

 

Die Kinder werden zunächst durch das Vorlesen, das einen großen Raum einnimmt, an Bücher herangeführt, um Motivation und Begeisterung für das Lesen und die Literatur zu wecken.

Im Klassenunterricht können sie mit vielen verschiedenen Materialien arbeiten. Je nach Leistungsstand und Bedürfnis stehen ihnen zur Verfügung:

  • Lies-mal-Hefte (Hefte 1-4)
  • Lesespiele (z. B. Puzzles, Dominos…)
  • Lük, Paletti, Logico-Lesekarten und -karteien
  • Computerprogramme (z. B. Lernwerkstatt, Budenberg…)
  • Bilderbücher
  • Bücherkisten zum Lesen in Kleingruppen
  • Lektüren
  • Kinderzeitschriften
  • verschiedene Lesebücher
  • Bücher – und Informationstische zu bestimmten Unterrichtsthemen

Zur Schulung des sinnentnehmenden Lesens stellen die Lehrkräfte individuelle Hefte für die Schüler*innen zusammen. Die Lehrkräfte der Astrid-Lindgren-Schule stellen dazu vielfältige Lesetexte zusammen, für Texte sowohl informativen als auch erzählenden Inhaltes (z. B. „Lesethron“, „Lesen und Verstehen“, „Werkstatt Lesen“ und „Sachtexte knacken“). Zu den verschiedenen Texten beantworten die Kinder Fragen oder äußern sich mit eigenen Worten schriftlich zum Inhalt.

In den Klassenräumen dienen Leseecken dazu, den Kindern Rückzugsmöglichkeiten zum Lesen zu bieten. In der „freien Lesezeit“ können die Schüler*innen nach eigenen Bedürfnissen und Interessen lesen und sich darüber austauschen. Über ein entsprechendes Angebot von Büchern soll das Interesse der Kinder am Buch geweckt werden.

In der gut ausgestatteten Schülerbücherei können die Kinder entweder vor Ort auf der „Lesetreppe“ Bücher lesen oder Bücher ausleihen und zu Hause lesen. Die Schüler*innen entscheiden bei den regelmäßigen Neuanschaffungen mit, welche Bücher gekauft werden. So landen durchaus Bücher in den Regalen der Schülerbücherei, die die Lehrkräfte nicht im Sinn hatten. Die Auswahl der Bücher zielt darauf ab, das freiwillige Lesen der Schüler und Schülerinnen zu erhöhen und dadurch die Lesekompetenz zu festigen. Über motivierende Literatur soll das Interesse am Buch geweckt werden. Wir achten besonders darauf, dass die manchmal weniger leseinteressierten Jungen vom Angebot unserer Bücherei zum Lesen motiviert werden und wählen entsprechende Bücher aus.

Die in der Aula eingerichtete „Leseoase“ mit Sofas, Sitzkissen und Teppichen und natürlich einer großen Auswahl an Büchern ermöglicht den Schülern und Schülerinnen, das Lesen zu genießen und sich intensiv mit Sachthemen und Kinderliteratur auseinanderzusetzen. Die Leseoase macht den Kindern auch in der Schule das selbstvergessene Lesen in einer wohnlichen, angenehmen Atmosphäre möglich, fördert so die Lesekompetenz und eröffnet den Zugang zum Buch.

Die Schule verfügt außerdem über eine „Lesewerkstatt“. Dabei handelt es sich um Lesematerialien, die den Schülern und Schülerinnen in drei Schwierigkeitsstufen angeboten werden. So können alle Kinder, unabhängig von ihrer Schulstufe, ihrem individuellen Leistungsstand entsprechend Leseaufgaben zum sinnentnehmenden Lesen bearbeiten.

Am 14. November hat unsere Namensgeberin Astrid Lindgren Geburtstag. Wir feiern diesen Geburtstag in jedem Jahr mit einer Lesewoche. Unsere ersten Klassen beschäftigen sich in dieser Woche immer mit dem Leben und dem Werk Astrid Lindgrens, um diese für unsere Schule so wichtige Schriftstellerin besser kennenzulernen. Die übrigen Schüler und Schülerinnen können sich jahrgangsübergreifend aus einem von den Lehrern zusammengestellten Leseangebot einem Buch/einer Vorlesegruppe zuordnen. Aus den ausgewählten Büchern wird dann jeweils in einer festen Unterrichtsstunde am Schulvormittag vorgelesen und der Inhalt wird mit den Kindern auf vielfältige Weise erarbeitet. Oft finden in dieser Woche auch Autorenlesungen statt.

Einen großen Raum nimmt auch das Vorlesen an unserer Schule ein.

Regelmäßig werden im Unterricht oder in den Frühstückpausen dem Alter der Kinder entsprechende Bücher vorgelesen. Nach Möglichkeit werden dabei Bücher bzw. Autoren ausgewählt, die in unserer Schülerbücherei vorhanden sind, um die Schüler und Schülerinnen zum weiteren Lesen zu verlocken.

 

Aber nicht nur die Lehrkräfte lesen vor, auch die Schüler und Schülerinnen unserer Schule lesen regelmäßig aus Büchern vor. Innerhalb der Klassen haben wir sogenannte Bücherkisten. Zu jedem Buch sind drei Exemplare vorhanden. In Gruppen von 2-3 Kindern trainieren die Kinder das laute Lesen, indem sie sich aus dem von ihnen ausgewählten Buch gegenseitig vorlesen. Die Kisten sind so zusammengestellt, dass sie Texte von unterschiedlichem Leseanspruch beinhalten, damit die Schüler und Schülerinnen auf ihrem Leseniveau lesen können und nicht über- oder unterfordert werden. Bei der Zusammenstellung der Gruppen wird von den Lehrkräften ebenfalls darauf geachtet, dass Schüler und Schülerinnen nicht überfordert werden.

 

Außerdem lesen die Schüler und Schülerinnen der 3. Klassen ihren Patenklassen aus den ersten Jahrgängen vor. Auch Erstklässler dürfen, wenn sie möchten, ihren Paten vorlesen und ihre Lesefortschritte präsentieren.

 

 

Vorlesen für KiTa-Kinder aus den umliegenden KiTas der Gemeinde Nottuln:

In Kooperation mit den Nottulner Kindergärten besuchen uns die zukünftigen Schüler und Schülerinnen in der Schule. Die Schüler und Schülerinnen der 3. und 4. Klassen zeigen den Kindergartenkindern zunächst unsere Schule, machen es sich anschließend mit ihnen in unserer Leseoase gemütlich und lesen ihnen aus Bilderbüchern vor.

Auch die iPads unterstützen uns dabei, die Lesekompetenz unserer Schüler und Schülerinnen zu fördern. So verfügen wir über Schullizenzen z.B. zur Anton-App, mit denen die Kinder das Lesen trainieren können. Wir nutzen auch weitere Möglichkeiten z.B. der Zugang zu Online-Programmen wie Antolin.de, mit denen die Kinder sich mit dem Inhalt einzelner Bücher bzw. Geschichten vertiefend auseinandersetzen können.

 

Antolin steht den Schülern und Schülerinnen unserer Schule in jeder Klasse zur Verfügung. Es bietet die Verbindung von Buch und Internet. Antolin unterstützt sowohl das sinnentnehmende Lesen als auch das selbstgesteuerte Lernen. Die Kinder bearbeiten Fragen zu von ihnen gelesenen Büchern und können dabei Punkte sammeln. So wird das sinnentnehmende Lesen gefördert und die Kinder werden motiviert, sich mit den Inhalten der Bücher näher auseinanderzusetzen.

 

Da „Antolin“ auch außerhalb der Schule genutzt werden kann, werden alle Kinder auch in der Freizeit zum Lesen ermuntert. In einer „Postbox“ können Schüler und Schülerinnen untereinander oder auch mit der Lehrkraft über das Gelesene kommunizieren. Für die Lehrkraft gibt es auf einer nur für ihn zugänglichen Seite aussagekräftige Informationen über das Leseverhalten und die Leseleistungen der Kinder. Dadurch entsteht eine weitere Wissensgrundlage für eine individuelle und zielgerichtete Leseförderung im Unterricht.
Die Lehrkräfte können den Schülern und Schülerinnen auch Rückmeldung geben z.B. in Form von Urkunden.

Aus unserer Schülerbücherei können Lehrkräfte der Klassen 1-4 Lektüren in Klassensätzen zu verschiedenen Themen und auf unterschiedlichem Niveau ausleihen. Es gehört zur verbindlichen Absprache innerhalb der Fachkonferenz Deutsch, dass Klassenlektüren im Fachunterricht Deutsch gemeinsam gelesen werden. Zur vertiefenden Auseinandersetzung mit dem Inhalt einer Lektüre und zur Förderung des sinnentnehmenden Lesens, stehen den Lehrkräften Begleitmaterialien zu den Lektüren zur Verfügung, aus denen die Schüler und Schülerinnen sich ein Leseportfolio erstellen.

Unsere 4. Klassen nehmen in jedem Schuljahr für drei Wochen an dem Projekt „Klasse!“ der Westfälischen Nachrichten teil. Jeden Tag bekommen die Schüler und Schülerinnen einen Klassensatz der aktuellen WN zur Verfügung gestellt. Sie lesen die Zeitung täglich während eines Zeitungsfrühstücks.  Für viele Schüler und Schülerinnen ist dies die erste Begegnung mit dem Medium Zeitung. Die Schüler und Schülerinnen sind hochmotiviert zu lesen und bekommen Einblick in den Aufbau einer Zeitung. Den Lehrkräften wird noch zusätzliches Begleitmaterial zur Verfügung gestellt, um das Thema Zeitung im Unterricht noch genauer bearbeiten zu können.

 

Zum Abschluss des Projektes besuchen die Schüler und Schülerinnen den Aschendorff-Verlag, wo auch die Westfälischen Nachrichten gedruckt werden. Sie erhalten Einblick in die Arbeit von Redakteur*innen und können sich ansehen, wie eine Zeitung gedruckt wird.

Durch Lesewettbewerbe wird die Lesemotivation durch das Setzen externer Anreize gefördert. In diesem Rahmen lesen die Schüler und Schülerinnen primär, um Belohnung und Anerkennung zu erhalten. Die Teilnahme an solchen Wettbewerben erfolgt auf freiwilliger Basis und hängt sehr vom Thema und der Interessenlage der Schüler und Schülerinnen ab. So hat unsere Schule schon häufiger an Projekten der Stiftung Lesen teilgenommen, am Lese-Schreibwettbewerb das „Fliegende Klassenbuch“ und an der „Bücherwurm-Rallye“. Je nach Interesse der Schüler und Schülerinnen, können diese auch an einem klassenübergreifenden plattdeutschen Lesewettbewerb teilnehmen.

Einzelne Klassen übernachten auch mit ihrem Klassenlehrer/ihrer Klassenlehrerin in der Schule. Es wird den Kindern u.a. vorgelesen. Die meiste Zeit aber lesen die Schüler und Schülerinnen während einer Lesenacht individuell, ganz nach ihren eigenen Interessen. Lesenächte sollen die Lust am Lesen fördern und das Lesen zu einem besonderen Ereignis machen.

In den 3. und 4. Jahrgängen wird „Quop“, ein  Angebot der Universität Münster (Institut für Psychologie in Bildung und Erziehung) umgesetzt. Dieses Projekt verfolgt den Ansatz einer Lernverlaufsdiagnostik.  In 14-tätigem Abstand bearbeiten Schüler und Schülerinnen computergestützte Leistungstests, die automatisch ausgewertet werden.

das einzelne Kind und auch die Lehrkraft erhält anschließend eine Auswertung im Hinblick auf das Lesetempo, die Lesegenauigkeit und die Sinnentnahme. Die Erkenntnisse fließen in Lesefördermaßnahmen mit ein. In gemeinsamen Gesprächsrunden mit der Uni wurde das Angebot immer weiter verbessert und den Schulen wurden sinnvolle Maßnahmen zur Leseförderung vorgestellt.

Die genaue Feststellung des Stands der Leseentwicklung ist Voraussetzung für eine individuelle Förderung. An der Astrid-Lindgren-Schule stehen dazu verschiedene Diagnosemöglichkeiten zur Verfügung. Im Einsatz sind u.a. der Stolperwörter Lesetest (Menzel), der Elfe Leseverständnis-Test und schuleigene Texte zur Überprüfung des sinnentnehmenden Lesens. Die erzielten Ergebnisse werden ausgewertet, interpretiert und zur Umsetzung individueller Fördermaßnahmen genutzt.

Die Kooperation mit der Gemeindebücherei bietet uns noch weitere Möglichkeiten für die Leseförderung. Die Schüler und Schülerinnen bekommen bei einer Führung durch die Gemeindebücherei einen Einblick in die Bibliothek. Ihnen wird die Ausleihe und die Anmeldung erklärt. Neben unserer Schülerbücherei ist die Gemeindebücherei eine weitere Möglichkeit, sich Zugang zu Büchern zu verschaffen. Dies ist besonders wichtig für Schüler und Schülerinnen aus weniger lese-engagierten Elternhäusern oder Elternhäusern, die sich neue Bücher aus finanziellen Gründen nicht leisten können.